Mit Luther oder Goethe in Italien: Irritation oder Sehnsucht der Deutschen

Battafarano, Italo Michele (2007) Mit Luther oder Goethe in Italien: Irritation oder Sehnsucht der Deutschen. Labirinti. Testi e Ricerche di Germanistica = Texte und Forschungen zur Germanistik / a cura di = herausgegeben von Italo Michele Battafarano; 106 . Trento: Università degli Studi di Trento. Dipartimento di Studi Letterari, Linguistici e Filologici. ISBN 978-88-8443-199-8

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            Abstract

            Im reichen Italien-Schrifttum der Neuzeit lassen sich zwei große Gestalten isolieren, weil sie in unterschiedlicher Weise zur Formierung der Italien-Bildlichkeit im deutschen Kulturraum entscheidend beitrugen: Martin Luther und Johann Wolfgang von Goethe. Auf Martin Luther geht die kritisch-zersetzende Interpretationsmethode der Italien-Erfahrung seiner Landsleute zurück. Er stilisierte in den späteren Tischreden für seine ihn befragenden Anhänger seinen dreimonatigen Rom-Aufenthalt in jungen Jahren (1510-1511) nachträglich zu einer für die Reformation entscheidenden Erfahrung, indem er Italien und speziell Rom als Residenz des Antichristen beschrieb, wo nicht christlicher Glaube, sondern Aberglaube und sittlicher Verfall herrsche. Anders reflektierte Goethe über das von seinem Vater positiv tradierte Italien-Bild, das er selbst in einem langen Aufenthalt zwischen September 1786 und Mai 1788 verifizierte und erst nach dreißig Jahren in literarischer Form zu gestalten begann. Bis zum Ende seines Lebens hörte er nie mehr auf, darüber zu reflektieren, wie anders er geworden war, seitdem er Italien als Arkadien und die Sehnsucht danach stets als geistige Lebenskraft erlebt hatte. Diese an zwei der herausragendsten Gestalten der deutschen Kulturgeschichte fixierbare Polarität in der deutschen Literatur macht besonders deutlich, wie präsent Italien in der Bildlichkeit der Deutschen war und immer noch ist. Auf der Grundlage zahlreicher Einzeluntersuchungen, die der italienische Germanist und Komparatist in den letzten zwei Jahrzehnten vorgelegt und nun »neu systematisiert« hat (8, Lit.verz. 153f.), ist der Versuch unternommen, das seit der frühen Neuzeit sich entwickelnde »Italien-Bild« der Deutschen mentalitätsgeschichtlich aufzuhellen. Die in Luther und Goethe inkorporierten Extreme einer vorbe-haltlosen konfessionalistischen Negativierung dort (»Rom ein Hure oder Hurenhaus«, 15: Tischreden) und einer ebenso vorbehaltlosen ästhetikologischen Positivierung hier (Italien als »Schule« der »Sin-nen- und Lebensfreude«, 130f: bes. im Blick auf die Italienische Reise) könnten dabei allzu leicht zu Schwarz-Weiß-Malerei verleiten. Ihr erliegt Battafarano – erwartungsgemäß – nicht: dank differenzie-render Analysen der deutschen Italien-Literatur von Harsdörffer über Paracelsus, Praetorius und Zeller sowie Hönn, Gundling und Archenholtz bis zu Goethe, den Romantikern und namhaften Schriftstellern des 20. Jh., in Fußnoten zudem ergänzt durch viele Hinweise auf weitere Autoren. Eigens hervorzuhe-ben sind neben dem Goethe-Kapitel die Beschreibungen zu Harsdörffers aus Italien importiertem Ge-selligkeitsideal und zu L. A. Muratoris neuartigem Ansatz der Apologie Italiens gegen einseitige Kritik (119-127), als verdienstvoll anzuerkennen die Einbeziehung der ebenso schlichten wie kunstbewußten Rom-Erzählung des deutschen Pfarrersohnes F. C. Delius von 2006 und der neue Fragen aufwerfenden Mafia-Morde an ferragosto 2007 in Duisburg (im »Postscriptum«). Ohne Zweifel stellen diese imago-logischen Studien einen wichtigen kulturmorphologischen Beitrag zum besseren Verständnis der das Rom- und Italien-Bild der Deutschen bis in die jüngste Gegenwart prägenden Stereotypen dar. Das Ti-telbild des Buches, eine gelungene Collage, vermittelt dazu einen sinnbildlichen Vorgeschmack. Theodor Verweyen, Germanistik, 48 (2007) n. 3-4, p. 714

            Item Type: Book as author
            Department or Research center: Literary, language and philological studies
            Subjects: P Language and Literature > PT Germanic literatures > PT0001 German literature
            Repository staff approval on: 16 Sep 2008

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